dl015: wahlen und umfragen
Intro (00:00:00)
Thema des Podcasts (00:00:18)
Willkommen zur fünfzehnten Folge beim datenleben-Podcast, dem Podcast über Data Science.
Wir sind Helena und Janine und möchten mit euch die Welt der Daten erkunden.
Daten umgeben uns überall und sind eine wichtige Grundlage für unsere Entscheidungen.
Wer erhebt Daten? Wie werden sie aufbereitet? Und noch wichtiger: Welchen Einfluss haben sie auf uns?
Diesen Fragen gehen wir anhand konkreter Themen in unserem Podcast nach.
Thema der Folge (00:00:44)
- In dieser Folge geht es um Wahlumfragen
- Zuerst um die allseitsbekannte Sonntagsfrage und auch die Ergebnisse der Bundestagswahl 2017
- Danach geht es darum, wer diese Umfragen durchführt, wer befragt wird und wie ausgewertet wird
- Gegen Ende sprechen wir über verschiedenen Aspekte: Wirken sich Wahlumfragen auf uns aus? Wie vertrauenswürdig ist ein Ergebnis, das von den Umfragen abweicht? Was sind Exitpolls? Und welche Effekte treten bei Hochrechnungen am Wahltag auf?
Warum ist das Thema wichtig? (00:02:09)
- In einer Demokratie gehört Wählen und das Treffen einer Wahlentscheidung dazu
- Zwischen den Wahlen wird die Stimmung oft über Wahlumfragen/Sonntagsfrage ermittelt
- Daher ist es wichtig den Zusammenhang zwischen Stimmungsbild und tatsächlichen Wahlen zu kennen
Einspieler: Zahlen und Umfragen zur Bundestagswahl (00:03:41)
- Zahlen und Fakten zur Bundestagswahl: Am 26. September 2021 sind etwa 60,4 Millionen Menschen in Deutschland dazu aufgerufen den Bundestag zu wählen
- Knapp 600 Abgeordnete werden gewählt; der Anteil an Frauen wird vermutlich unter 30% liegen
- Wie wird aber gewählt und vor allem: wer wählt hier eigentlich?
- Wahlberechtigte Personen werden über verschiedene Kriterien festgelegt: das Wichtigste ist das Alter
- Mit 18 Jahren wird man in Deutschland wahlberechtigt für die Bundestagswahl
- 2021 wählen -- aufgrund des demografischen Wandels -- 1,3 Millionen Menschen weniger als 2017
- 57,8% älter als 50 Jahre, 21,3% sind 70 Jahre und älter, 4,6% sind Erstwähler*innen
- Über 50% der Wahlberechtigten sind als weiblich verzeichnet
- Jede Woche werden von Meinungsforschungsinstituten Umfragen durchgeführt, die erfragen, wie in Deutschland gewählt werden würde, wenn am nächsten Sonntag die Bundestagswahl wäre
- Wie bei einem Wettbewerb wird vorgestellt, wer "das rennen" machen könnte, wer an Wählern Zuwachs bekommen und wer Verluste erlitten hat
- Kurz vor einer Wahl wird oft über mögliche Koalitionen berichtet
- Am Wahltag sind laut Bundeswahlgesetz § 32 Veröffentlichungen von Umfrageergebnissen verboten, auch Wahlwerbung in Wahllokalen ist untersagt
- Frage: warum wird wochenlang alles mögliche erlaubt, dann aber kurz vor der Wahl verboten?
- Spoiler: Es geht dabei auch um die Gleichheit der Wahl
- Nicht nur jede Stimme zählt gleich, es muss auch jede Stimme unter den gleichen Bedingungen abgegeben werden können.
Was sagen uns Wahlumfragen? (00:07:03)
- Sonntagsfrage: Wen würden Sie wählen, wenn kommenden Sonntag (Bundestags-)Wahl wäre?
- Beispiel: Sonntagsfrage zur Bundestagswahl https://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm
- Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die älteste Umfrage vom 12. Mai 2021, neueste vom 02. Juni 2021
- Bei Wahlrecht.de werden immer die neuesten Umfragen der jeweiligen Institute angezeigt
- Sehen sich alle ähnlich, wobei die Grünen zwischen 21,5 und 25%-Punkten am stärksten schwanken
- Helena findet problematisch, dass Umfrageergebnisse auf 0,5% angegeben und nicht gerundet werden
- Prozent vs. Prozentpunkte: Letzteres ist sprachlich präziser bei diesen Vergleichen
- Wie sah das 2017 aus: Letzte Umfragen vor der Wahl im Vergleich zum Wahlergebnis?
- CDU lag zwischen 34-37%, Mittelwert 35,9%, Schwankungsbreite also sehr groß, aber das gerundete Wahlrgebnis von 33% ist kleiner als jedes einzelne Umfrageergebnis
- Die Grünen haben in der Wahl besser abgeschnitten als der Mittelwert ihrer Umfrageergebnisse
- Schwankungsbreite aber überall recht hoch und nirgends sehr nah am Wahlergebnisse
- INSA auffällig höher aber auch akkurater in Sachen AfD, bei vielen Umfragen, allerdings waren sie auch oft näher am Wahlergebnis dran
Wie werden die Daten erhoben und ausgewertet? (00:15:29)
- Fragen: Wie gehen die Institute vor, wie gehen sie mit den Daten um? Und wie ist das zu bewerten?
- 2 Institute rausgegriffen, zu denen wir eine gute Datenlage gefunden haben
- Erklärung wie der ARD Deutschlandtrend ensteht mit Institut Infratest-Dimap
- Sonntagsfrage: 1500 Interviews per Telefon, dabei 60% Festnetz, 40% Mobilfunknummern
- Zufallsgenerator wählt Nummern, da so auch Nummern ohne Telefonbucheinträge drankommen
- Abfrage von: Alter, Geschlecht, um die Antworten anhand der amtlichen Kennzahlen zu dieser Bevölkerungsgruppe gewichten zu können und so Repräsentation herzustellen
- Die Schwankungsbreite von Umfrageergebnis zu tatsächlichen Wahlergebnissen beträgt +/-3%-Punkte
- 1/3 der Wähler*innen entscheidet erst kurzfristig wen sie wählen, und potentiell auch taktisch
- Daher werden von einigen Umfrageinstituten kurz vor einer Wahl keine Befragungen durchgeführt
- Das Institut weist drauf hin: Anspruch der Sonntagsfrage ist ein Stimmungsbild zum Zeitpunkt der Umfrage, keine Prognose des Wahlergebnisses
- Das Politbarometer ist vom ZDF beauftragt, hier erhebt die Forschungsgruppe Wahlen die Daten
- 1000 Befragte in Westdeutschland, 500 Befragte in Ostdeutschland mit dem Ziel, unterschiede benennen zu können
- Für die Sonntagfrage wird das auf 1250 Befragungen heruntergerechnet
- Diese Aufteilung zwischen West und Ost kann durchaus kritisiert werden: Reproduktion alter Unterscheidungen verfestigt diese immer weiter
- Klar, gewisse Parteien haben sehr verschiedene Umfragewerte in West und Ost, guckt man auf die Bundesländer, aber wenn man in die Details guckt (Stadt vs. Land) kann das schon wieder ganz anders aussehen; daher ist es fraglich, ob diese Trennung so überhaupt sinnvoll ist
- Auswahl der Befragten: von Festnetznummern aus dem Telefonbuch werden die letzten 3 Ziffern gelöscht und zufällig neu bestimmt, um auch Menschen zu erreichen die nicht drin stehen
- Wenn mehr als eine Person im angerufenen Haushalt wohnt, wird die Person befragt, die zuletzt Geburtstag hatte, um sein ein bisschen mehr Randomness zu erzeugen
- Gewichtung nach Kriterien: Geschlecht, Alter und zusätzlich auch Bildung
- Fehlerbereich wird mit +/- 2% bis 3%-Punkten angegeben
- Es gibt auch Onlineumfragen, bei denen Menschen eine SMS mit einem Umfragelink erhalten, dadurch soll eine ähnliche Genauigkeit erreicht werden können wie mit Anrufen
- Kritik der Forschungsgruppe: Umfragen die nur Online durchgeführt werden, haben oft das methodische Problem, dass die Stichprobe nicht repräsentativ ist
- Abgrenzung z.B. gegen YouGov, die nur online befragen - dafür aber international, daher spannende Recherchequelle für internationale Entwicklungen; auch YouGov kann Umfrageergebnisse gewichten
- Ist das Vorgehen der Institute sinnvoll?
- Helena fehlt der Nachweis, warum Telefonanrufe dafür gut funktionieren? (keine Argumente der Institute dafür vorhanden)
- Und es gibt zu wenige Details, wie die Umfragen wirklich durchgeführt werden
- Insgesamt wirkt aber alles nachvollziehbar und scheint ja auch ganz gut zu funktionieren
- Kritik an Umfragen: nur 10-30% aller Angerufenen nehmen an den Umfragen teil = hoher Aufwand und Teile der Bevölkerung sind schlecht per Telefon zu erreichen
- Bestimmte Gruppen (z.B. Wähler*innen rechter Parteien) geben nichts an oder falsche Angaben
- In den 90ern gab es den Shy Tory Effect in Großbritannien, bei dem das Wahlergebnis stark von den vorherigen Umfragen abwich
- These: Konservativen haben wahre Präferenz nicht zugeben wollen und das Ergebnis verfälscht
Haben Wahlumfragen einen Einfluss auf die Wählenden? (00:29:06)
- Wir haben uns natürlich auch gefragt, ob Wahlumfragen einen Einfluss auf die Wählenden haben
- Die Antwort darauf ist gar nicht so einfach: seit den 60er Jahren gibt es Publikationen dazu
- Leider kamen wir an zwei "neuere" (2015 und 2017) Paper zum Thema nicht ran und haben wieder öffentlich zugängliche Quellen genutzt
- Ganz prominent in der Suche tauchen aber vor allem Kommentare aus Zeitungen auf
- In der Süddeutschen Zeitung wurde 2017 von Heribert Prantl ein Kommentar veröffentlicht:
"Es wird so lange "Was wäre, wenn am Sonntag Wahl wäre" gefragt, bis aus dem Konjunktiv dann am Wahltag ein Indikativ wird. [...] Die Umfragen in der Zahl, Dichte und Wucht, mit der sie publiziert werden, sind ein Problem für die Demokratie." Quelle
- Für Prantl ist es also Fakt, dass solche Umfragen, das Wahlergebnis beeinflussen und gestalten
- Statistiker und Mathematiker Gerd Bosbach sagte 2017 in einem Kommentar auf ZEIT ONLINE:
"Doch die Orientierung des Wählers an Umfragen hat auch schon schwerwiegendere Folgen gehabt. Etwa beim Brexit. Viele Wähler dürften angesichts der scheinbar klaren Prognosen auf das Wählen verzichtet haben oder sogar gegen ihre Überzeugung für den Brexit gestimmt haben, um der Regierung einen Denkzettel für Versagen auf anderen Feldern verpassen zu wollen. Es verzerrt Wahlergebnisse, wenn viele Menschen zu wissen glauben, wie die Wahl ausgehen wird." Quelle
- Hier lässt sich auch schon der Hauptvorwurf der Verzerrung draus ablesen
- auf @datlenleben haben wir auch eine Umfrage gemacht, ob Menschen schonmal von einer Umfrage beeinflusst worden sind
- Die Mehrheit hat mit Nein geantwortet
- Bezogen auf die Schwankungsbreite sind aber auch wenige Beeinflusste schon ausschlaggebend
- Helena sieht den Einfluss von Wahlumfragen auch als gegeben, Beispiel: 5%-Hürde
- Die Mehrheit wählt Parteien, die auch ins Parlament einziehen
- Janine stellt in Frage, ob so etwas wirklich nur durch Umfragen beeinflusst wird und nicht auch durch mediale "Meinungsmache", es werden ja nie nur neutral Umfrageergebnisse präsentiert
- Helena kritisiert an den Kommentaren, dass der Effekt grundsätzlich als negativ berurteilt wird
- Helena: Beispiel Trumpsieg über die Chance von 2/3, die Clinton zugesprochen worden
- Es wurde dargestellt, dass Clinton gewinnt, dabei war ihre Wahrscheinlichkeit gar nicht so hoch bei 1/3
- Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Ergebnis von den Wahlen dann von Umfragewerten abweicht
- Deutschland verbietet am Wahltag gesetzlich die Veröffentlichung von Umfragen
"Menschen, die am Vormittag wählen gehen, hätten nicht den gleichen Informationshintergrund wie diejenigen, die am Nachmittag nach einer Veröffentlichung von Wahltagsbefragungen, sogenannten Exit-Polls, wählen gehen. In diesem Fall hätten bei der Wahl ungleiche Bedingungen geherrscht. Die Wählerbefragung nach Abgabe der Stimme ist an sich erlaubt, die Umfrageergebnisse dürfen aber erst nach Schließung der Wahllokale etwa ab 18 Uhr veröffentlicht werden." Quelle
- Das bezieht sich vor allem darauf, dass Menschen, die taktisch wählen und ihre Stimmverteilung den aktuellen zahlen anpassen könnten
- In Griechenland und Italien dürfen 15 Tage vor der Wahl keine Umfrageergebnisse geteilt werden
Wie wirken Wahlumfragen und die 5%-Hürde zusammen? (00:39:30)
- Beispiel: Die FDP scheiterte 2013 an dieser Hürde, bei Umfragewerten zuvor von 5-6%
- Hätten Wähler*innen die Unsicherheit von 2-3% gekannt, hätte das Einfluss haben können
- Anderes Beispiel: die 9% 2011 der Piraten in Berlin kam daher, dass eine Wahlumfrage sie als neue Partei bei 4.5% sah und sie dann Aufmerksamkeit bekommen haben
- Gute Beispiele dafür, dass Umfragen einen Effekt haben
- Briefwahlen: Manche fordern, dass Umfragen mit Beginn der Briefwahl gesperrt werden sollten
- Helena: Sieht da nicht so die Gefahr eines deutlichen Effektes, da der Zeitraum so groß ist
Welche Hypothesen zm Einfluss durch Wahlumfragen gibt es? (00:41:53)
- Mobilisierungshypothese: Höhere Wahlbeteiligung bei potentieller Stimmgleichheit
- Lethargiehypothese: Meine Stimme hat eh keine Auswirkungen auf das Endergebnis
- Fallbeilhypothese: 5%-Hürde wird eh nicht geschafft
- Bandwagonhypothese: Es wird gewählt, wer der Sieger sein wird, weil jeder gern gewinnt
- Underdoghypothese: Denen zu mehr Stimmen helfen, die angeblich nur eine geringe Chance haben
- Jede These, die man aufstellen kann, hat eigentlich eine genau gegenteilige These
- Das bestätigte 2017 auch der Politikwissenschaftler Thorsten Faas im Podcast Wahlkabine der Bundeszentrale für politische Bildung
- Faas sagt: Es gibt Effekte durch Umfragen, aber: dass das vor allem in bestimmten Kontexten relevant ist und solche Effekte nur in bestimmten konstellationen auftreten, wie bei der FDP 2013
- Allerdings ist so etwas von Vorfeld einer Wahl schwierig einzuschätzen
- Auch der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat dieses Thema untersucht
- Ist 2 Fragen nachgegangen: 1. Haben Meinungsumfragen einen Einfluss? und 2. Sollten Meinungsumfragen künftig im Vorfeld einer Wahl reguliert werden?
- Wissenschaftlicher Dienst sieht keine Effekte empirisch belegt
"Zusammenfassend ist festzustellen, dass es verschiedene theoretische Erklärungsansätze zum Einfluss von Meinungsumfragen und Demoskopien auf das Wählerverhalten und somit auf die Wahlergebnisse gibt. Dieser Einfluss ist bisher allerdings nicht empirisch belegt. Ohne belastbare empirische Befunde scheint eine Regulierung von Meinungsumfragen im Vorlauf von Wahlen auf rechtliche Bedenken zu stoßen." Quelle
- Helena: Sie legen sich nicht fest, weil sie auch nicht empirisch widerlegt haben, dass Einfluss besteht; problematisch ist, dass es viele Beispiele für Effekte gibt und hier trotzdem keine Risikoabwägung gemacht wird
- Heutzutage wird von Wahlumfragen eher erwartet, dass sie wie eine Prognose zutreffend sind
- Michael Kunert von Infratest Dimap kritisiert die Erwartungshaltung gegenüber Wahlumfragen, weil diese heute präziser seien und Abweichungen nur noch im Fünfjahresschnitt bei 1,4 Prozentpunkten liegen je Partei
- Das Problem der Fehldeutung der Umfragen als Prognose resultiert auch aus der Darstellung der Institute
- Zahlen auf 0,5%-Punkte suggerieren eine Genauigkeit, die durch die Schwankungsbreite hinfällig ist
- Man könnte die Schwankungsbreite mit angeben, das würde Überschneidungen der Parteien sichtbarer machen und Unsicherheit besser darstellen
Wie könnte man den Effekt auf das Wahlverhalten beweisen? (00:51:45)
- Frage an Helena: Siehst Du da aus Data Science Persektive Optionen, wie man das erfassen könnte?
- Korrelationen können gesehen werden, aber Kausalität ist schwer nachweisbar
- Gutes Experiment wäre Erde 1000x zu klonen und 500x wie immer, 500x ohne Umfragen abzustimmen
- Ist aber schlecht umsetzbar, zum einen geht es nicht, zum anderen sind Wahlen zu selten
- Was geht: Staaten miteinander vergleichen, die verschiedene Regelungen haben, besonders wenn eine Änderung neu eingeführt wird gucken, wie sich das verändert
- Oder: In Ländern wie Griechenland und Italien Umfragen durchführen, aber nicht veröffentlichen
- Ergebnis dann vergleichen, müsste man aber über mehrere Wahlperioden beobachten
Sind von Umfragen abweichende Wahlergebnisse vertrauenswürdig? (00:57:47)
- Wissen ja, dass Umfrageergebnisse nur Stimmungsbilder sind
- Wenn wir Wahlergebnissen vertrauen wollen, ist die Frage wichtig, wie das Ergebnis entsteht
- Helena kann dazu aus erster Hand berichten, sie war bereits Mehrfach als Wahlhelferin tätig
- Exitpolls: Werden am Wahltag gemacht und Fragen Menschen ab, was sie gewählt haben
- Ausserdem auch, was sie das Mal davor gewählt haben und welche Themen sie interessieren
- Die Prognose, die nach 18:00 Uhr veröffentlicht wird, wird aus den Exitpolls berechnet
- Sie soll das Wahlergebnis schon anzeigen und auch Abwanderungen zu Zugewinne der Parteien
- Auszählung Briefwahl: Findet in einem separaten Raum statt ca. ab 15:00 Uhr am Wahltag
- Sowohl für Briefwahl als auch persönliche Wahl gibt es Listen um die Stimmabgabe zu verifizieren
- Wahlsystem basiert darauf, dass Fehler oder Manipulationen, auffallen müssen
- Wahlhelfer*innen können ihre Auszählung notieren und im Nachgang prüfen ob das Endergebnis ihres Wahllokals mit ihrer Auszählung übereinstimmt
- Es ist wichtig, dass Menschen aus möglichst vielen politischen Lagern bei der Auszählung helfen
- Es gibt auch die Option für jeden Menschen die Auszählung im Wahllokal zu beobachten
- Exitpolls sind auch dafür wichtig, um das Endergebnis der Wahl zu stützen
- Als Prognose kommt das Ergebnis der Exitpolls nah an das Wahlergebnis heran, große Abweichung zwischen Prognose der Exitpolls zum Wahlergebnis könnte auf Unstimmigkeiten hinweisen
- Papierwahlen sind immer noch sicherer als Wahlen mit technischen Mitteln
- Hochrechnungen am Wahltag: basieren auf Auszählungen der ersten fertigen Wahllokale
- Beobachtung: Bestimmte Stimmbezirke mit hoher Wahlbeteiligung eher konservative Stimmen
- Effekt, dass es anfangs noch nach Stimmen in den Wahllokalen anders aussieht als am Ende
- Hochrechnungen, die im Fernsehen präsentiert werden, berücksichtigen diese Effekte
- Nach der Auszählung werden die Stimmzettel versiegelt und aufbewahrt für Nachzählungen
- Würde es nur Briefwahl geben, gäbe es mehr Optionen für Manipulationen
- Aufruf daher: wer nicht auf Briefwahlen angewiesen ist, sollte persönlich wählen gehen
Fazit (01:11:43)
- Wichtig: Sonntagsfragen sind keine Prognosen, sondern Stimmungsbilder eines konkreten Momentes
- Beeinflussen uns Umfrageergebnisse in der Wahl? Jain - es gibt Effekte, aber auch genausoviele Hypothesen und Gegenhypothesen für und gegen bestimmte Effekte
- Wir leben in einer Demokratie und wir sollten sie nutzen: geht wählen am 26.09.2021 (;
Nächste Folge: trans Menschen am 17.07.2021 (01:13:17)
- 1-jähriges Podcastjubiläum: Wir haben uns ein Thema gesucht, dass Helena besonders am Herzen liegt
- Statistiken in Bezug auf trans Personen kritisch beleuchten und in einen Kontext setzen
Call to Action (01:13:53)
- Wenn ihr uns weiter hören möchtet, folgt uns auf Twitter unter @datenleben
- Oder besucht unsere Webseite: www.datenleben.de
- Hinterlasst uns gerne Feedback, wir würden uns darüber sehr freuen
- Habt ihr Fragen oder Themen, die euch interessieren? Dann schreibt uns!
Nachtrag: Landtagswahl Sachsen-Anhalt (01:14:27)
- Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt zeigt wieder sehr gut, warum Umfragen keine Wahlen ersetzen
- These: Die Umfragen im Vorfeld der Wahl führten dazu, dass die CDU gewählt wurde, um zu verhindern dass die AfD stärkste Kraft wird
- Je nach Umfrage lag das Wahlergebnis für CDU mehr als 2x die 3%-Punkte Schwankungsbreite höher
- AFD auch Verluste im Vergleich zu Umfragewerten vorher, aber mit nicht so deutlicher Abweichung
- Es ist unplausibel dass Leute von der AfD aus dem Grund zur CDU gewechselt wären
- Wir hatten ja gesagt dass oft die AfD in Umfragen unterschätzt wurde, vermutlich haben die Umfrageinstitute das jetzt einberechnet und dadurch die AfD eher überschätzt
- CDU konnte vor allem Nicht-Wähler*innen für sich gewinnen: 61.000*
- SPD und Grüne haben in etwa gleichviele Wähler*innen an die CDU abgegeben wie bei der Wahl 2016
- Besonders herausgestochen ist die Wanderung bei der Linken: 18.000* gingen zur CDU, mehr als das doppelte als noch 2016 mit 7.000
- Aber: 2016 trat die AfD erstmals für den Landtag an, daher kann man hier schlecht vergleichen
- Es gibt kaum Korrekturwerte und 2 Wahlen sind ein sehr kleiner Bereich für Entwicklungen
- 2011 gab es viel weniger Dynamik in der Wählerschaft, man muss mehr Wahlen beobachten
- Speziell bei dieser Wahl werden Umfragen und daraus resultierenden Aufrufe in sozialen Netzwerken, die AfD zu verhindern, dazu beigetragen haben, Wahlverhalten zu beeinflussen
- Fazit: Umfragen ersetzen keine Wahlen, geht wählen, denn damit beeinflusst ihr das Ergebnis wirklich
- * Bemerkung: Die Zahlen der Wähler*innenwanderung 2021 waren zum Aufnahmezeitpunkt noch nicht bereinigt um die Abwanderung in die gleiche Gruppe, daher werden im Podcast andere Zahlen genannt, als in der bereinigten Grafik bei tagesschau.de dargestellt sind, es bleibt dennoch für die Linke bei einem Stimmverlust an die CDU, der doppelt so hoch ist. Die genannten Zahlen sind aus der interaktiven Grafik zur Wähler*innenwanderung.
Outro (01:21:57)
Schlagworte zur Folge
Wahlen, Wahlumfragen, Umfragen, Prognosen, Hochrechnungen, Wahlverhalten, Einfluss durch Umfragen
Quellen
- bundeswahlleiter.de: Bundestagswahl 2021: 60,4 Millionen Wahlberechtigte
- bundestagswahl-2021.de: Mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl 2021
- Gesetze im Internet: Bundeswahlgesetz § 32
- wahlrecht.de: Aktuelle Umfragen
- wahlrecht.de: Sonntagsfrage Bundestagswahl 2017
- YouTube, tagesschau: Sonntagsfrage & Co: So funktioniert der Deutschlandtrend
- Forschungsgruppe Wahlen e.V.: Methodik der Politbarometer-Untersuchungen
- hessenschau: Sonntagsfrage & Co. - was Sie über Wahlumfragen wissen müssen
- Wikipedia: Shy Tory factor
- Süddeutsche Zeitung, Heribert Prantl: Wahlumfragen sind ein Problem für die Demokratie
- ZEIT Online, Gerd Bosbach: Schafft die Wahlumfragen ab!
- mdr.de: Beeinflussen Prognosen die Wahlentscheidung?
- Bundeszentrale für politische Bildung: Wahlkabine zum Thema Wahlumfragen. bpb-Podcast zur Bundestagswahl 2017
- Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste: Einfluss von Meinungsumfragen und Demoskopien auf Wählerverhalten und Wahlergebnisse. Sachstand
- Deutschlandfunk, Stefan Fries: Wie Wahlumfragen politische Kultur beeinflussen
- Wikipedia: Wahltagsbefragung
- tagesschau.de: Sachsen-Anhalt. Landtagswahl 2021
- tagesschau.de: Sachsen-Anhalt. Landtagswahl 2016
- tagesschau.de: Sachsen-Anhalt. Landtagswahl 2011